Das Jahr wird alt.
- Andreas Behr
- vor 3 Tagen
- 2 Min. Lesezeit
Das Jahr wird alt.
Gestern war Allerheiligen, Gräbertanz. Schön war’s, viele Bekannte gesehen.
Traurig für die unter und fröhlich für alle über der Erde.
Der Pfarrer war auch da, fast keine Ministranten – das wollen heute nur noch wenige machen.
Der Pfarrer ist eigentlich auch keiner, sondern Zimmerer und Diakon.
So etwas wie Ingenieur und Techniker. Oder Meister und Geselle. Er darf fast alles machen, aber dann halt doch nicht. Er verdient wahrscheinlich auch weniger, aber er darf offiziell Familie haben.
Also doch ein Meister: Er muss das Leben mit allen Facetten meistern. Respekt.
November – früh wird es dunkel. Die Bäume tragen ein goldenes Gewand, das sie nach und nach verlieren. Schön ist es draußen im Wald, am See, am Berg, aber auch in der Stadt. Das Laub im Wald ist teilweise knöchelhoch und funkelt richtig im Sonnenschein.
Ich mag Ruhe, aber ich mag noch mehr das Leben.
Daheim, da wo meine Leute sind. Die ich umarmen mag und die ich mag, auch wenn wir weit voneinander entfernt wohnen und uns fast nie sehen.
Ich habe es gewusst: Winterreifen montiert – und der Winter kommt vielleicht gar nicht. Das Gefühl, es liegt an mir. Erstaunlich, dass man das immer noch hat. Als Beifahrer im Leben zu glauben, man bestimme das Wetter.
Früher sind wir oft nach der Schule Skifahren oder Langlaufen gegangen. Heute gibt es keinen Skibetrieb mehr in meinem Heimatort.
Aber es gibt noch Fußball: Wir haben sogar im Schnee gespielt oder den Platz freigeräumt, um trainieren zu können. Erstaunlich, wie sich das in so kurzer Zeit ändern kann.
Vor zwei Wochen war ich am Großglockner. Der größte Gletscher Österreichs ist sehr klein geworden. Der Glockner ist aber noch gleich hoch – wenn auch mit viel weniger Eis und Schnee.
Ich bin kein Alpinist. Ich kann nur die Menschen bewundern, die da rauf gehen. Ich kann es nicht. Was ich nicht bewundere, sind Möchtegern-Alpinisten, die den Everest belagern und dann in Not geraten. Der Hochgern – ist auch schön.
Der Schnee kommt dann wieder im Februar, März – wenn ihn keiner mehr mag.
Ich bin zu vielen Geburtstagen eingeladen im November.
Also haben im Februar viele Eltern geplant: „Wir schauen mal, ob es was wird mit der Familienplanung.“Darüber müsste man mal kuscheln, um auf den Grund dieses Gedankens zu kommen.
Aber ich glaube, ich verstehe es.
Eigentlich weiß ich nichts, aber ich weiß, dass Kuscheln gut ist. Ein Glücksmoment, den ich immer wieder erleben will und den ich jedem wünsche, der sich die Mühe macht, das zu lesen.
Warum habe ich das geschrieben? Weil Sonntag ist, es regnet und ich Lust hatte, etwas rauszuhauen. Es würde mich freuen, wenn der Leser zumindest manchmal ein Lächeln auf den Lippen hat. Nicht mehr und nicht weniger.
Ach ja, das Bild ist die Pasterze am Glockner. Wie gesagt: der größte Gletscher Österreichs. Das Boot war nicht da, aber man darf auch mal träumen, wo das so hingeht. Soviel KI sei erlaubt.
Alles Liebe
Andreas
